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Einmal (fast) wie die Profis starten: Die AG- Triathlon EM in München 2022

Als ich im Sommer 2021 von der Multisport EM in München erfuhr, war mir rasch klar, dass ich dort starten möchte. Um bei einem Großereignis, wie einer AG-EM oder WM, dabei sein zu können, muss man nicht nur Vereinsmitglied sein und eine Jahreslizenz besitzen, sondern sich mit einer Top-Platzierung in der jeweiligen Altersklasse bei ausgewählten Rennen qualifizieren.

Also machte ich mich Anfang September 2021 auf den Weg in das schöne Kirchbichl in Tirol, mit dem Ziel mich beim dortigen Sprinttriathlon für München zu qualifizieren. Als Sieger in meiner Altersklasse und somit meinem ersten Einzelpokal im Gepäck trat ich noch am selben Tag die Rückreise nach Wien an.

 

Während ich im Frühjahr 2022 versuchte das Hauptaugenmerk auf den Tri-Kagran-Nachwuchs zu legen, fokussierte ich dann im Sommer 2022 mein Training auf die bevorstehenden Ereignisse. Neben langen Grundlagenausfahrten standen eine Vielzahl von kurzen, aber sehr intensiven Laufeinheiten am Programm. Die Umfänge waren zwar bei weitem nicht so hoch wie in früheren Jahren, die Qualität der einzelnen Einheiten jedoch hoch und so reiste ich, begleitet von meiner Familie, mit einem sehr guten Gefühl nach München.

 

Bereits nach Ankunft am Freitag gab es einen feierlichen Empfang mit Weißwurst und Brezn, danach ging es weiter zur Startnummernabholung. Von dort musste ich weiter zur Wettkampfbesprechung, welche für die fast 200 österreichischen Athleten vorgesehen war. Österreich stellte somit nach Großbritannien und Deutschland das drittgrößte Team, welches sich nachher zu einem gemeinsamen Gruppenfoto versammelte. Bis zu dem Zeitpunkt war mir gar nicht bewusst, dass im Rahmen der EM in München in 8 von 9 Sportarten (Leichtathletik, Beachvolleyball, Kanu, Radsport, Turnen, Rudern, Klettern, Tischtennis und Triathlon) ausnahmslos Profis teilnehmen, einzig für den Triathlon jedoch eine Amateursport - EM ausgetragen wurde. Nach dem Fototermin folgte das erste richtige Highlight, das Dameneliterennen mit Julia Hauser, die nach einem großartigen Rennen 9. wurde. Gemeinsam mit tausenden weiteren Zuschauern waren wir begeistert vom Tempo der Damen und der Streckenführung. Leider befand sich im Gegensatz zu den Eliterennen nur ein kleiner Teil der AG-Strecke im wunderschön angelegten Olympiapark, in dem es eine Vielzahl von großartigen Sportanlagen gibt. Statt wie die Profis im flachen Olympiasee zu schwimmen, befand sich unsere Schwimmstrecke in Karlsfeld bei Dachau, rund 15 km nordwestlich von München. Somit musste ich bereits am Samstagnachmittag und Abend beide Wechselzonen einchecken, konnte aber zwischendurch das österreichische Trio im Herren Elite Feld anfeuern.

 

Obwohl ich selbst erst um 8:55 startete, läutete der Wecker bereits sehr zeitig am Renntag.

Vom Hotel spazierte ich zum Shuttlebus, welcher die Athleten nach Dachau brachte. Dort galt es noch knapp eine Stunde Zeit zu überbrücken, bevor ich mit dem Aufwärmen begann. Pünktlich und stressfrei versammelten sich 65 Männer meiner Altersklasse aus den unterschiedlichsten Nationen Europas an der Startlinie im hüfttiefen Wasser und warteten auf das Starsignal. Es war mein erster Start mit Neoprenanzug in diesem Jahr, das machte es vorab schwierig eine realistische Einschätzung zu treffen und sich im Feld zu orientieren.

Entgegen meinem Gefühl konnte ich jedoch die 750m Distanz in knapp über 12 Minuten schwimmen, sodass ich noch mit den Athleten der schnelleren Hälfte aus dem Wasser stieg.

 

Nach einem flotten Wechsel fand ich mich jedoch allein auf der Windschatten freigegebenen Radstrecke, welche zurück in den Olympiapark führte. Nach kurzer Zeit begrüßte mich dann doch ein netter deutscher Athlet mit den Worten: „Komm Klaus, da ist niemand außer uns, wir packen das jetzt gemeinsam“. Wir wechselten uns bei der Führungsarbeit ab und hielten so das Tempo hoch. Von hinten kommend, gabelte uns ein paar Kilometer später eine größere Radgruppe mit mehreren Österreichern, Deutschen, Briten, einem Polen und Belgier auf. Ich konnte zwar ihr Tempo halten, aber es war recht schnell klar, dass mir dieses hohe Tempo viel Kraft kosten würde. Mit 33:16 für 22km war ich schlussendlich sehr zufrieden. Nach einem erneut sehr schnellen Wechsel ging es auf die kupierte und von einigen Kopfsteinpflaster versehenen Laufstrecke. Ich hatte mir vorgenommen nicht zu schnell zu starten, da die Strecke ab dem zweiten Kilometer den Olympiaberg hinaufführte. Bergauf ging es überraschend gut und zu dem Zeitpunkt konnte ich sogar einige Sportler meiner Radgruppe abhängen. Bergab hingegen hätte ich mir bessere Beine erwartet, danach fand ich aber gut in mein Tempo und freut mich sehr, als ich endlich den Österreicher-Fanclub inklusive Andrea, Theo und Marlene erblickte. Auf der Zielgerade bekam ich noch eine Österreichfahne mit der ich dann nach ausbaufähigen 21:14 (Gesamtzeit 1:09:57) durchs gemeinsame Ziel der Elite- und Amateurrennen lief. Alles in allem bin ich mit meiner Leistung sehr zufrieden, ich konnte den 247. Platz in der Gesamtwertung, sowie den 35. in meiner AK erreichen.   

 

Am späten Nachmittag fieberten wir zum Abschluss des Wochenendes beim spektakulären Mixed-Relay-Rennen (Staffelrennen von jeweils zwei Damen und Herren) mit. Julia Hauser konnte mit einem Top Lauf für Österreich den hervorragenden 6. Platz. erreichen. Mit den vielen neuen Eindrücken und Erfahrung packten wir unsere Sachen und fuhren am nächsten Tag zurück nach Wien. Kommenden Sonntag steht schon das nächste Highlight am Programm, ich freue mich schon sehr auf das PTO-Rennen über die 100km in Samorin, Slowakei.

-Klaus-

18. August 2022